BVM Thun
Der grösste Hebel zur Einsparung von CO2-Emissionen liegt im Bestand! Die 40-jährige Bausubstanz hat ihre Amortisationszeit noch längst nicht erreicht und kann problemlos und clever für ein zweites Leben wiederverwendet werden. Mit der Erhaltung der Primärstruktur und des Zweischalenmauerwerks von sechs Gebäudeeinheiten und der Unterterrainbauten inkl Tiefgarage verbleibt das darin enthaltene CO2 für einen weiteren Lebenszyklus über Jahrzehnte erhalten. Die Umbaumassnahmen mit Aufstockung, Fensterersatz, Rohbauertüchtigungen und Dämmungen führen in der Summe zu weniger als 6 kg CO2/m2a, was rund der Hälfte der Emissionen eines Ersatzneubaus in Holz entspricht, weil diesem (nach SNBS) auch die nichtabgeschriebene Primärstruktur angerechnet werden muss.
Die bestehenden, jeweils zurückgestaffelten 4-geschossigen Wohnhäuser entlang der Von-May-Strasse und Bubenbergstrasse stehen quartiertypisch strassenbegleitend und werden belassen bzw ertüchtigt und 1- bis 2-geschossig aufgestockt, wobei die leichten Aufstockungen in Holz die bestehenden, schwer wirkenden, eternitbekleideten Dachgeschosse visuell und konstruktiv ersetzen. Das rückwärtige Wohnhaus wird rückgebaut und durch einen Winkelbau in Holz ersetzt, welcher einen grossen gemeinschaftlichen Hof als nachbarschaftsbildendes Herzstück der Siedlung aufspannt.
Alle drei Wohnhäuser sind neu ab dem gemeinsamen Hof erschlossen. Die Adressen der beiden bestehenden Häuser entlang der Strasse werden hofseitig verlegt und über ein vorgelagertes Treppenhaus erschlossen. Das Hofniveau liegt ein Splittlevel höher als die Strasse. Mit der Erschliessung über den Hof wird so einerseits die Hindernisfreiheit und andererseits die Privatsphäre der EG Wohnungen zur Strasse gewährleistet. Gleichzeitig wird der Hof durch die Adressbildung zum nachbarschaftlichen Begegnungsort.
Autorenschaft: Oxid Architektur
Team: Yves Schihin, Urs Rinklef, Beatriz Solera, Matyas Bitay, Guy Helfer
Auftrag: Studienauftrag 2023
Bauherrschaft: Previs Vorsorgestiftung AG, Bern
Landschaftsarchitektur: Vetsch Partner AG, Zürich
Tragwerk: Blesshess AG, Luzern
Bauphysik/Energie: Brücker+Ernst GmbH, Luzern
Visualisierungen: Atelier Brunecky, Zürich